Eine Geschichte vom Wechsel(n)

Unser Coachee Olaf Höwner hat vor einiger Zeit seinen Traumjob bei einer Tierschutz-NGO gefunden. Wir wollten von ihm wissen, was ihm auf seinem Weg von der Versicherungsbranche in den Nonprofit-Sektor am meisten geholfen hat.

Lieber Olaf, woher kam Dein Wunsch, Deinen Job in der Versicherungsbranche an den Nagel zu hängen und Dir einen „Job mit Sinn“ zu suchen?
Über die Jahre habe ich gemerkt, dass sich eine Kluft auftat zwischen den Dingen, die mein Arbeitsleben prägten auf der einen Seite und meinen eigenen Wertmaßstäben auf der anderen Seite. Meine Familie und ich, wir leben einen bewussten und nachhaltigen Lebensstil. Im Office erschienen mir seit längerer Zeit „Nachhaltigkeit“ und „Achtsamkeit“ eher Label als Realität. Zudem sehe ich auch ganz grundsätzlich als Wirtschaftswissenschaftler die neoliberale Dominanz in der ökonomischen Entwicklung der letzten Jahre sehr kritisch. Das große Ganze wird aus dem Auge verloren und partikularen Interessen untergeordnet. Dem möchte ich etwas entgegensetzen.     

Wie lange hat der Umstieg bei Dir gedauert und was waren Deine „Meilensteine“ vom ersten Wechsel-Gedanken bis zum neuen Job?
Das hat – ehrlich gesagt – einige Zeit gebraucht. Sicher zwei, drei Jahre insgesamt. Zumal ich nach so langer Zeit irgendwie „angekommen“ war: Titel, sehr gute Bezahlung, schönes Büro, Privilegien. Jedoch waren andererseits inzwischen die Routinen übermächtig und ich empfand auch die Loyalität, die mir mein Arbeitgeber entgegenbrachte, als weitaus nicht mehr so groß, wie meine andersherum dem Unternehmen gegenüber. Aber ich habe auch nie mit konstruktiver Kritik gespart und meine Auffassung offen und kollegial vertreten. Und irgendwann war dann da plötzlich eben auch noch der eine Vorstand, der mir sagte: Olaf, es wäre jetzt gut, wenn Du gehst…

Wie hast Du nach einem neuen Job im Nonprofit-Sektor gesucht? Was hat vielleicht besonders gut geklappt, was gar nicht?
Ich bin aus meinem bisherigen Job gut ausgestiegen. Das war mir sehr wichtig, vor allem ohne persönliche Beschädigung bei niemandem. Das ist uns gelungen und dafür bin ich auch meinem ehemaligen Arbeitgeber dankbar. Unter Umständen sollte man auch darüber nachdenken, einen Mediator oder Anwalt zu nehmen, der konstruktiv die Trennung begleitet. Das habe ich so gemacht. Nach einer kurzen Zeit des Innehaltens, habe ich mich dann aktiv umgesehen und bin recht bald auf Talents4Good aufmerksam geworden. Ich wollte aus meiner „alten Welt“ heraus, mein Knowhow, meine professionelle und meine Lebenserfahrung wollte ich ganz klar in den Dienst einer guten Sache stellen. Um Statusdinge oder Gehalt musste es bei mir nicht mehr gehen. Das war für mich sehr wichtig und hat mir enorme Freiheit gegeben. Über das Karriere-Coaching bei Talents4Good habe ich mir selbst nochmal die Bestätigung gegeben, dass das für mich wirklich das Richtige ist! Und das Team von Talents4Good hat mir erste informelle Kontakte zu Akteuren im Non-Profit-Bereich eröffnet. Hieraus erwuchs keine direkte Anstellung, jedoch konnte ich mich vernetzen und so tatsächlich ehrenamtlich monatelang für eine junge Genossenschaft aktiv werden. Eine tolle Erfahrung, über die ich Mitglied der Genossenschaft wurde! Über weitere verschiedene Gespräche mit Leuten von diversen namhaften Organisationen, Stiftungen und Vereinen bekam ich einen tiefen Einblick in den „dritten Sektor“. Ich bin drangeblieben, habe mich diverse Male beworben und geduldig und aufmerksam gewartet. Talents4Good gab mir dann einen Hinweis auf ein mögliches zu mir passendes Jobangebot und hat mich durch den Bewerbungsprozess begleitet. Heute bin ich für eine internationale Tier- und Artenschutzorganisation in Hamburg fest angestellt tätig.   

Welche Rolle spielte das Karriere-Coaching von Talents4Good bei Deiner Suche?
Das Coaching war – ich erwähnte das schon – extrem wichtig für mich. Die intensiven Sessions mit dem Coach haben mir echt geholfen, nochmal ganz in mich hereinzuhorchen, mich selbst zu vergewissern, was es ist, was ich konkret erreichen will. Auch die Frage, was konkret zu mir passt, spielte eine große Rolle. Und, was sonst noch für mich dazu gehört im neuen „Job mit Sinn“. Die Offenheit, die Vertrautheit und das „Träumendürfen“ gehörten unbedingt dazu – sehr sympathisch.

Was begeistert Dich an Deinem neuen Job?
Geträumt habe ich unter anderem davon, hier in Hamburg mit dem Fahrrad ins Büro zur Arbeit fahren zu können – erfüllt! Ich habe eine besondere Aufgabe und bin zu einer Zeit zur Organisation gestoßen, in der diese sich gerade neu orientiert. Das ist total spannend! Auch, weil wir in diesem Jahr ein Jubiläum feiern – alles ist im Umbruch. Es bieten sich viele Chancen, gerade auch für mich als „Neuen“, mich aktiv auch konzeptionell einzubringen. Meine Erfahrungen werden als einmalig geschätzt. Mir gefällt zudem die Internationalität im Team und dass ich es mit echten Überzeugungstätern zu tun habe. Großartig – das kann kein Gehaltscheck ausgleichen!

Gibt es Dinge, die Dich in dieser für Dich neuen Arbeitswelt irritieren? Also Momente des „Kulturschocks“?
Einen Kulturschock habe ich nicht erlebt. Ich bin ein sehr offener, neugieriger und absolut toleranter Mensch. Klar: eine kleine Organisation, ein Verein ist kein global agierender Finanzkonzern. Auch ist nicht alles so „durchdesignt“ oder gar unterkühlt. Auch, was technische Dinge angeht – das muss aber auch überhaupt nicht sein! Genau das ist es aber, was mir gefällt: Inhalt statt Oberfläche.

Was würdest Du anderen Umsteiger*innen mit auf den Weg geben?
Ich hatte unterschätzt, wie schwer es ist, in den NGO-Bereich hineinzukommen. Das hat vielleicht etwas mit Kultur zu tun, vielleicht auch mit Vertrauen? Empfehlenswert ist in jedem Falle Behutsamkeit; wichtig ist ehrliche und gute Kommunikation. Vielleicht tun sich Leute einer NGO leichter damit, Kandidaten mit ähnlicher Vergangenheit an Bord zu holen. Menschen also, die selbst auch schon bewiesen haben, wie sehr Ihnen am Schutz der Natur gelegen ist oder die beim Kampf gegen andere Missstände schon aktiv waren. Vielleicht gibt es auch die Vermutung oder gar die Angst, den Neuen aus der Finanzwelt eh´ nicht bezahlen zu können. Das sollte man von vornherein ausräumen und offen dazu kommunizieren. Denn: es gibt ein klares Bewusstsein bei den Non-Profit-Organisationen dafür, dass man „Talente“ aus allen Bereichen braucht, die den Enthusiasmus der Organisation verstärken und die Wirksamkeit erhöhen helfen.

Sie interessieren sich ebenfalls für einen Wechsel in den Non-Profit-Sektor? Der Online-Kurs „Fundraising für Fachleute aus Marketing und Vertrieb“ könnte Ihr Einstieg sein.